Vortrag 2: Wie geht es unseren Kindern in der Pandemie?

Folien zum Vortrag

Am 17. Februar 2022 fand die 2. Veranstaltung der überuniversitären Vorlesungsreihe „CAREseiten zeigen“ in virtuellem Format an der TU Wien statt. Pünktlich nach den Wiener Semesterferien stellte das Netzwerk UniKid UniCare Austria der Kinder- und Jugendpsychologie-Professorin Martina Zemp die Frage „Wie geht es unseren Kindern in der Pandemie?“
Der Einladung zu diesem Termin sind mehr als 100 Interessierte gefolgt, meist Eltern, die als Mitarbeitende oder Studierende an einer der 19 österreichischen Mitgliedsuniversitäten bei UniKid UniCare Austria arbeiten oder studieren. Da der Vortrag wieder in Österreichischer Gebärdensprache gedolmetscht wurde, haben sich auch einige interessierte Menschen mit Hörbeeinträchtigungen zugeschaltet.
Anna Steiger, die Vizerektorin für Personal und Gender der TU Wien stellte in ihrer Begrüßung fest,  dass es wichtig sei, ein für viele von uns mit starken Emotionen behaftetes Thema wie das psychische Wohlbefinden unserer Kinder in der Pandemie wissenschaftlich zu betrachten. Sie dankte dem Netzwerk UniKid UniCare Austria für die einzigartige überuniversitäre Zusammenarbeit aller Vereinbarkeitsakteur_innen. Durch das Aufgreifen und Diskutieren Care-relevanter Themen innerhalb der Vorlesungsreihe können die Universitäten als Arbeitgeber_innen ihrem Auftrag zur Schaffung von bedarfsgerechten Vereinbarkeitsfördernden Maßnahmen nachkommen, im direkten Austausch mit den jeweiligen Zielgruppen im Publikum.
Wie schon bei der Auftaktveranstaltung hatten die Teilnehmenden zu Beginn die Möglichkeit, in einem Mentimenter anzugeben, welches die größten Herausforderungen für ihre Kinder während der Pandemie waren und sind. Die am häufigsten genannten Themen bezogen sich auf die soziale Isolation, fehlende Kontakte zu Freund_innen und Mitschüler_innen, das Distance Learning und auch sehr oft Unsicherheit und Angst. Genau diese Aspekte wurden von der an der Universität Wien forschenden und lehrenden Professorin Martina Zemp anhand mehrerer Studienergebnisse aus den letzten 2 Jahre zur (psychischen) Gesundheit von Kindern und Jugendlichen bestätigt. Vor allem die Angst, andere Personen im engen Umfeld anzustecken, war größer als um die eigene Person. Ein mutmachendes Studienergebnis war aber die Tatsache, dass sich ein Großteil der jungen Menschen als sehr selbstwirksam im Umgang mit der Pandemie erlebt, d.h. sie hatten und haben die Überzeugung, dass ihr eigenes Handeln einen Einfluss auf die (persönliche) Pandemiebewältigung hat. Martina Zemp nannte die familiäre Resilienz als wesentlichsten Baustein zur Schaffung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit für Kinder und Jugendliche. Sie verglich die Resilienz als Immunsystem der Seele mit einem Tischtennisball: Ist der Tischtennisball eingedellt, kann er unter Einfluss von Wärme wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden. 
Äquivalent können Familien mit einem sicherem Bindungsverhalten, einem wertschätzenden, autoritativen Erziehungsstil sowie ressourcenstärkenden (Paar-)Beziehungen die Resilienz innerhalb der Familie und vor allem bei ihren Kindern erhöhen und damit zu deren gesunder Entwicklung auch in herausfordernden Zeiten beitragen. Dabei gilt im Sinne der Selbstfürsorge der Grundsatz: Eltern müssen nicht perfekt sein, good enough reicht! 
Zum Ende ihres Vortrags stellte Frau Zemp zahlreiche Links für Beratungs- und Anlaufstellen zur Verfügung (s. Vortragsfolien) und appellierte an Politik und Entscheidungsträger_innen, die Ressourcen für psychosoziale Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche sowie Familien dringend zu erhöhen.