Vortrag 13: TrotzDem(enz) - Gedächtnistraining für Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen
Folien zum Vortrag
Am 13. Mai 2025 ging die Klinische- und Gesundheitspsychologin sowie Gedächtnistrainerin Stephanie Puck, MSc im Rahmen der Reihe CAREseiten zeigen des Netzwerks Unikid-UniCare Austria der Frage nach, wie Gedächtnistraining das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Demenzerkrankten fördern und den pflegenden Angehörigen Unterstützung bieten kann. Dieses Thema lockte rund 60 Interessierte aus allen Bundesländern vor den Bildschirm, vorwiegend Universitätsmitarbeitende. Die Veranstaltung wurde wie jedes Mal in Österreichische Gebärdensprache gedolmetscht.
Zu Beginn ihres Vortrags erläuterte die Expertin den Begriff Demenz und ging auf die verschiedenen Formen der Erkrankung ein. Wie sie erklärte, ließe sich der Ausbruch einiger Demenzformen durch Minderung von Risikofaktoren sogar verhindern. Wichtig sei insbesondere eine regelmäßige Bewegung, der Verzicht auf Nikotin und Alkohol und eine ausgewogene Ernährung, um Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht vorzubeugen. Aber auch Schwerhörigkeit und soziale Isolation gehören zu Risikofaktoren bei der Entstehung einer Demenz.
Ein auf die erkrankte Person und deren Stimmung/Situation/Vorlieben gut abgestimmtes ganzheitliches Gedächtnistraining verfolge, wie Stephanie Puck darstellte, Ziele auf kognitiver, affektiver und sozialer Ebene. Neben praktischen Übungen zur Aktivierung des Langzeitgedächtnisses und Wortschatzes sei eine Atmosphäre wichtig, bei der sich die erkrankte Person wohl und kompetent fühle, ohne einen Leistungsdruck zu verspüren oder unterfordert zu sein. Die Referentin präsentierte viele praktische Übungen für die unterschiedlichen Stadien von Demenz, die sich leicht in den Pflege- und Betreuungsalltag integrieren lassen. Im ersten Stadium ginge es vorwiegend um den Erhalt der kognitiven Fähigkeiten und Ressourcen sowie die Verhinderung eines sozialen Rückzugs der erkrankten Person. Im zweiten Stadium der Erkrankung könne auf Ausdrucksfähigkeit und Wortschatz fokussiert werden, etwa durch Biographiearbeit. Im dritten Stadium, bei Verlust der Sprache, stehe die Unterstützung der nonverbalen, auch haptischen Kommunikation im Vordergrund. Hier könnten zum Beispiel der Einsatz von Kuscheltieren oder einer „Fühlschnur“ helfen. Wichtig sei ein freundlicher Umgangston, Blickkontakt und Augenhöhe. Bei der Sprache solle darauf geachtet werden, in kurzen Sätzen mit einfachen Worten zu sprechen und dabei die wichtigen Informationen an den Anfang zu stellen. Das Ausfragen der Demenzerkrankten solle vermieden werden.
Am Ende der Veranstaltung beantwortete Stephanie Puck viele Fragen aus dem Publikum und ging auch darauf ein, wie wichtig die Selbstfürsorge für Menschen ist, die demenzerkrankte Angehörige betreuen, da dies äußerst belastend sein kann. Wie sich in der abschließenden Diskussion herausstellte, empfanden betroffene Teilnehmende aggressive Verhaltensweisen und Anschuldigungen durch die Demenzerkrankten als besonders herausfordernd. Die Expertin gab den Tipp, in diesen Situationen das Bedürfnis herauszulesen, das hinter dem Verhalten steht, wie Sicherheit oder die verlorene Fähigkeit, Schmerz und andere Wahrnehmungen klar zuordnen zu können. Angehörige sollten nicht scheuen, bestehende Hilfsangebote zur Psychohygiene (z.B. das Angehörigengespräch) und zur praktischen Unterstützung durch soziale/medizinische Dienste anzunehmen.
Referentin
Stephanie Puck, MSc
Klinische- und
Gesundheitspsychologin
zert. Gedächtnistrainerin nach dem Curriculum des ÖBV-GT